Samstag, 27. Dezember 2008
Ein kleiner Krampf
Letztes Weihnachten war bei uns ja nicht so berauschend - wir haben meinen Vater am 24. ins Krankenhaus gekarrt und ihm einen Monat lang beim Sterben zugesehen. Das Festmahl an Weihnachten bestand aus einer Pizza und Silvester wurde mit Cola angestoßen. Soviel zur Vorgeschichte, denn jetzt kommt die Story von diesem Jahr:
Am 22. verpackte ich alle meine Geschenke - zwei an der Zahl. Am 24. lagen unter dem Baum vier Geschenke: das eine von mir an meine Mutter (ein selbstgestrickter Schal), die anderen drei für mich. Das war ein Krampf - irgendwie hat man ja doch das Gefühl, die "besinnliche Stimmung" an Weihnachten aufrecht erhalten zu müssen... Jedenfalls meinte meine Mum mit weit aufgerissenen Armen: "Fröhliche Weihnachten!" und ich kam mir so affig vor...
"Joa, gleichfalls", hab ich gesagt. "Das jetzt nochmal zu wiederholen ist irgendwie sinnlos, oder?" Wir nahmen uns unsere Geschenke (das Suchen nach den Geschenken, die für einen selbst sind entfiel naturgemäß), setzten uns aufs Sofa und rissen stumm Geschenkpapier entzwei. Die Vorfreude wollte sich nicht wirklich zeigen.
Ich wickelte ein Paar Kuschelsocken, einen Bildband und ein PC-Spiel aus und wartete immer noch vergebens auf dieses kribbelnde "Juhu!"-Feeling, aber da kam nix.
Wie die Suche nach den eigenen Geschenken entfiel auch die Suche nach dem Schenkenden, und so war nach zwei Minuten die Bescherung beendet. Wirklich dolle Sache. Wir bedankten uns gegenseitig. "Jetzt können wir ja zu E.s gehen", meinte meine Mutter direkt im Anschluss: wir waren bei Verwandten zum Essen eingeladen.
Und tatsächlich wurde es vorläufig besser. Wenigstens das "Ich bin bei meiner Familie"-Gefühl glimmte kurz auf. Von E.s bekam ich noch ein Buch und 30€. Mit vier Leuten, die gleichzeitig ihre Geschenke auspackten, fühlte ich mich auch schon viel wohler.
Das Essen war lecker, aber die Lust an allem fehlte im Großen und Ganzen und wir sind dann um acht nach Hause gegangen. Wo dann auch nur wieder eine leeeeeeeere Wohnung auf uns wartete.
Für nächstes Jahr habe ich den Vorschlag geplant, den ganzen Tag zu E.s oder zu uns nach Hause zu verlegen. Vielleicht nervt uns dann das Ganze nicht mehr so an...

Hoffnungsvoll, escelynn

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